- Offener Brief -
Altrip, 10.Dez.2020
An den Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises
Herrn Clemens Körner
Europaplatz 5
67063 Ludwigshafen
Betr.: Evakuierungsübung in der Gemeinde Altrip
Sehr geehrter Herr Landrat Körner,
mit diesem Schreiben der BIHN knüpfen wir an eine Diskussion an, die wir vor 7 Jahren bereits mit Ihnen führten. Es ging damals um die Durchführung einer Katastrophenschutz- und Evakuierungsübung in der Gemeinde Altrip.
Diese wurde damals von Ihnen in Aussicht gestellt, sie sollte jedoch nur im Zusammenhang mit dem Bau des geplanten Polders Waldsee/Altrip/Neuhofen durchgeführt werden.
Die Durchführung einer Katastrophenschutz- und Evakuierungsübung wurde von uns damals wie heute unabhängig vom geplanten Polderbau als wichtig angesehen.
Die geographische Lage Altrips und die bestehende Anbindung an die Nachbargemeinden durch nur 2 Straßen hat sich nicht geändert! Nach wie vor ist die Gemeinde im Katastrophenfall in einer bedrohlichen Situation, auf die sie nicht wirklich vorbereitet ist.
Wissenschaftliche Animationsfilme, die über die Hochwasserpartnerschaft Mittlere Vorderpfalz der Verbandsgemeinde (2019) im Rahmen des Riegeldeichprojektes zur Verfügung gestellt wurden, zeigen deutlich, dass die gesamte Gemeinde Altrip, bei einem Deichbruch in der Region – völlig unabhängig davon, wo dieser stattfinden würde – innerhalb kürzester Zeit 2 – 5 m unter Wasser stehen wird und evakuiert werden muss.
Die in dem Film entwickelten Szenarien sind erschreckend. Es wird deutlich, dass im Katastrophenfall extrem schnell und gut organisiert reagiert werden muss, um die Bevölkerung in Sicherheit zu bringen. Die Evakuierung von 8000 Bewohnern einer Gemeinde stellt eine logistische Herausforderung dar. Dabei ist der Zeitfaktor das größte Problem: von der Alarmierung bis zur Sicherstellung der vollständigen Evakuierung bleibt je nach Deichbruchstelle weniger als ein Tag.
Verantwortliche Personen in den Behörden und die Blaulichtorganisationen müssen da schon extrem gut zusammenarbeiten. Für die Bevölkerung muss für Transparenz gesorgt werden, damit die Menschen wissen, wie sie sich verhalten müssen.
Eine Evakuierungsübung wird aufzeigen, wo bestehende Konzepte funktionieren und wo Handlungsbedarf besteht. Gerade die neuesten Erkenntnisse aus den Animationsfilmen zeigen, dass für die Sicherheit der Bewohner Altrip‘s, eine zeitnahe Katastrophenschutz- und Evakuierungsübung, dringend erforderlich ist.
Wir erwarten daher, dass diese baldmöglichst geplant und durchgeführt wird.
Das Junktim mit dem geplanten Polder weiterhin aufrecht zu erhalten ist unverantwortlich.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Neugebauer Dorothee Limburg-Stemmler